Eine durch den Bau des Nidau-Büren-Kanals abgeschnittene grosse Aareschleife ist zum stillen Wasser geworden und steht am unteren, östlichen Ende mit dem Flusslauf in Verbindung. Seit 1928 ist der obere Teil dieses Altwassers mit den Auenwäldchen unter Naturschutz gestellt. Auf der Landspitze des Zusammenflusses von Zihl und Aare erstellte die Berner Sektion der Schweizerischen Gesellschaft für Vogelschutz und Vogelkunde einen Beobachtungsturm. Es ist ein heute bereits weitbekanntes Schutzgebiet, wie auch dasjenige von Meienried, für Pflanzen und Tiere. In erster Linie aber für Stand- und Zugvögel als Bewohner des Wassers und der Auenwälder. Der Name «Häftli» ist unter den Freunden der belebten Natur ein Begriff geworden. Im Zuge der 2. Juragewässerkorrektion wird bei Meienried, zwischen Häftli und Nidau-Büren-Kanal, ein Wasserdurchlass erstellt. Die Versorgung des stillen Gewässers mit Frischwasser bringt dem reichen Fischbestand wieder bessere Lebensbedingungen. Etwa alle 10 Jahre friert das Häftli im Winter zu, zum letzten Mal im Januar 2009 und Februar 2012.
Historisch-geographische Rekonstruktion
Lizentiatsarbeit bei Prof. Chr. Pfister
Schon seit mehr als zweihundert Jahren wird über die Ursachen der Seelandversumpfung spekuliert. Bekanntlich war das Seeland zu grossen Teilen bis ins 16. Jahrhundert trocken und nutzbar, erst später setzte die Versumpfung ein. Häufige Überschwemmungen und zunehmende Versumpfung machten den Bewohnern immer mehr zu schaffen. Erst die Juragewässerkorrektionen lösten das Problem auf radikale Weise. Die Arbeit unternimmt einen neuen Versuch, den Gründen der Seelandversumpfung auf die Spur zu kommen.
Der Zusammenfluss von Aare und Zihl war bis zur 1. Juragewässerkorrektion entscheidend für das Abflussregime der Juraseen. Hier staute die Aare bei Hochwasser die Zihl in den Bielersee zurück. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nahm die Versumpfung des Seelandes bedenkliche Ausmasse an; vorher waren auch tiefliegende Stellen bewohnt gewesen. Gleichzeitig häuften sich die Überschwemmungen in jenem Raum. Aufgrund dieser Tatsachen wurde in dieser Arbeit die These aufgestellt, dass die Überschwemmungen in der Zeit zwischen 1550 und 1580 - namentlich diejenige von 1566 - die hydrologische Situation bei Meienried derart veränderten, dass der Abfluss aus den Seen beeinträchtigt wurde. Es wurde vermutet, dass 1566 das Häftli entstand, welches diese Veränderung im Wasserhaushalt bewirkte. Dies beinhaltet die Behauptung, die Aare sei vorher auf direktem Weg von Dotzigen nach Büren geflossen.
Thema und Methode liegen im Fachbereich der historischen Geographie. Ausgewertet wurden alte Karten, Pläne, Urkunden, Chroniken und Urbare, die Landeskarte 1:25'000 und ein Feinrelief des Gebietes. Entsprechend enthält die Arbeit 30 Abbildungen, von denen die meisten als Quellen dienten. Der erste Teil der Arbeit zeigt die Überschwemmungsthematik im Seeland auf. Es wird eine Landschaftsgeschichte des Seelandes seit der Ur- und Frühzeit aufgezeigt. Dies geschieht für die ältere Zeit aufgrund von Fachliteratur, für die jüngere Zeit auch anhand gedruckter Quellen. Besondere Aufmerksamkeit erhielten die Theorien der Wasserbauingenieure, und das ganz speziell, wenn sie sich mit der Situation im Häftli befassten. Ebenfalls wurden die Überschwemmungen ausgewertet und graphisch dargestellt.
Es wurde ersichtlich, dass tatsächlich eine Häufung schwerer Hochwasserkatastrophen zwischen 1550 und 1580 auftrat. Ebenfalls wurde deutlich, dass die Überschwemmung von 1566 die schwerste in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war. Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit der Auswertung der Quellenbestände und versucht, den Lauf der Aare in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu rekonstruieren. Zunächst fiel auf, dass das Häftli auf den ältesten kartographischen Darstellungen fehlt, nicht zuletzt auf der ersten Berner Karte von Thomas Schöpf (1577). Andeutungsweise erscheint der Mäander erstmals in einer Karte von Murer (1582), aber in manchen Karten des 17. Jahrhunderts ist er immer noch nicht dargestellt. Hier ist zu berücksichtigen, dass die Kartographie in dieser Zeit noch nicht die Genauigkeit und Zuverlässigkeit aufwies, wie wir uns das heute gewohnt sind. Aufschlussreicher sind die kleinmassstäblichen Pläne des 18. Jahrhunderts, auf denen die Landschaft beim Zusammenfluss von Aare und Zihl mit den nötigen Einzelheiten dargestellt ist. Diese Pläne führten zur Erkenntnis, dass sich der Aarelauf in der vorangehenden Zeit stärker gegen Westen (gegen Meienried) verschoben haben musste, wodurch die Aare den Zufluss der Zihl zunehmend hemmte und diese zurückstaute. Dass sich die Aare ausserdem kontinuierlich nach Norden verschob, ergibt sich aus den Beschreibungen der March zwischen Bern und dem Fürstbistum Basel, die auf dieser Strecke am nördlichen Ufer des Flusses verlief (Bern hatte sich die Wasserhoheit über den ganzen Fluss gesichert). Vom 17. Jahrhundert an mussten die Grenzsteine vor den erodierenden Fluten der Aare immer weiter zurückversetzt werden. Anhand von Urbareinträgen konnte gezeigt werden, dass die Aare im späten 16. Jahrhundert eine grössere Zahl von Acker- und Mattlandparzellen im östlichen Teil der Flur von Meienried und an anderen nicht näher lokalisierten Stellen wegriss. Eine Auswertung der Landeskarte 1:25'000 nach Höhenstufen liess zahlreiche alte Aareläufe erkennen; ihre Datierung wäre aber nur mit Hilfe naturwissenschaftlicher Methoden möglich gewesen. Keine zusätzlichen Erkenntnisse ergab ein mit grossem Aufwand erstelltes Feinrelief mit einer Äquidistanz von 0.5 m.
Die Ausgangsthese, wonach das Häftli durch die katastrophale Überschwemmung des Jahres 1566 entstand, lässt sich auf Grund der Quellenbelege nicht halten. So kann zum Beispiel nachgewiesen werden, dass das Häftli schon in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bestanden hatte. Statt dessen muss die Überschwemmung von 1342, die noch grösser war als jene von 1566, als möglicher Auslöser ins Auge gefasst werden. Einen Anhaltspunkt dafür liefern Hinweise auf eine verschwundene Siedlung Möschleren im Bereiche des Häftlis, die bis zu diesem Zeitpunkt belegt ist. Fest steht, dass eine allfällige damalige Bildung des Häftlis ohne unmittelbare Folgen für die Versumpfung des Seelandes blieb. Weit wirksamer scheint in dieser Hinsicht die mit der Häufung von Überschwemmungen nach der Mitte des 16. Jahrhunderts einsetzende Westdrehung der Aare und die schleichende Verlagerung des Mäanders nach Norden gewesen zu sein.
Bedeutung:
Bedeutendste Flussauenlandschaft im Berner Mittelland. Altläufe von Aare und Zihl mit Stillwasserzonen, Schwimmblattfluren, Röhrichten, Grossseggenrieden und naturnahen Feuchtwäldern.
Grösse: 90,6 ha, davon 0 ha im Besitz der Berner Ala.
Höhe: 430 m ü.M.
Betreuer: Andreas Blösch
Spezielles:
Beobachtungsturm im Besitz der Berner Ala.
Brutvögel:
Zwergtaucher, Haubentaucher, Weisstorch, Baumfalke, Wasserralle, Hohltaube, Kuckuck, Eisvogel, Kleinspecht, Pirol, Nachtigall, Saatkrähe.
Durchzügler:
Zwergsäger, Silberreiher, Purpurreiher, Nachtreiher, Rohrdommel, Fischadler, div Limikolen. Überwinterer: Kormoran, Krickente, Pfeifente, Schnatterente, Löffelente, Kolbenente, Gänsesäger